Gleicher Preis aber weniger drin: Dieser eine Blick auf die Verpackung spart Ihnen bares Geld

Beim Griff ins Supermarktregal nach Schwarztee scheint die Sache zunächst einfach: Eine Packung kostet 1,99 Euro, die andere ebenfalls. Beide tragen große Aktionsschilder, beide versprechen Qualität. Doch wer genau hinschaut, erlebt eine unangenehme Überraschung. Die erste Packung enthält 25 Teebeutel, die zweite nur 20. Der scheinbar identische Preis täuscht über einen erheblichen Unterschied hinweg – und genau diese Irreführung beim Nettoinhalt ist ein dokumentiertes Problem im Lebensmittelhandel.

Wenn Aktionspreise mehr verschleiern als offenbaren

Aktionsangebote sollen Verbrauchern das Gefühl vermitteln, ein Schnäppchen zu machen. Bei Schwarztee setzen Händler besonders gerne auf psychologisch wirksame Preispunkte wie 1,99 Euro oder 2,49 Euro. Was dabei jedoch häufig untergeht: Die Packungsgrößen variieren erheblich. Während manche Anbieter 20 Beutel in die Schachtel packen, enthalten andere 25, 30 oder sogar 40 Teebeutel. Diese Unterschiede bleiben vielen Käufern verborgen, weil die Verpackungen optisch oft ähnlich groß wirken und die Beutelanzahl nur im Kleingedruckten steht.

Das Perfide an dieser Praxis: Selbst preisbewusste Verbraucher, die Aktionsware gezielt suchen, tappen in die Falle. Sie vergleichen Preisschilder, nicht aber den tatsächlichen Inhalt. Das Ergebnis ist eine Verzerrung der Kaufentscheidung, bei der man glaubt, den besseren Deal zu machen – während man faktisch draufzahlt.

Die Tricks mit der Verpackungsgröße

Ein weiterer Aspekt verschärft die Problematik: Die physische Größe der Verpackungen spiegelt nicht immer den Inhalt wider. Eine Packung mit 20 Teebeuteln kann genauso voluminös gestaltet sein wie eine mit 30 Beuteln. Hersteller nutzen hier größere Zwischenräume zwischen den einzelnen Teebeuteln, zusätzliche Kartonschichten oder Innenverpackungen, Luftpolster und Füllmaterial sowie breitere Faltungen der Verpackung und dickere Kartonmaterialien.

Diese Gestaltungsentscheidungen mögen teilweise praktische Gründe haben, etwa zum Schutz der empfindlichen Teebeutel. Dennoch entsteht beim Verbraucher ein falscher Eindruck vom tatsächlichen Inhalt. Die haptische Wahrnehmung – eine volle, schwere Packung – suggeriert mehr Inhalt, als tatsächlich vorhanden ist.

Shrinkflation und Skimpflation im Supermarktregal

Verbraucherschutzorganisationen wie die Verbraucherzentrale Hamburg dokumentieren systematisch zwei Phänomene, die das Problem verschärfen: Shrinkflation beschreibt den Fall, wenn bei gleichbleibendem Preis weniger Inhalt in der Packung landet. Skimpflation hingegen meint die Verschlechterung der Qualität bei unverändertem Preis. Beide Praktiken sind im deutschen Lebensmittelhandel nachgewiesen und betreffen verschiedenste Produktkategorien.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lagen die Lebensmittelpreise im November 2024 durchschnittlich 34 Prozent über dem Niveau von November 2020, während die Verbraucherpreise insgesamt nur um 19 Prozent stiegen. Diese überproportionale Preisentwicklung bei Lebensmitteln trifft Verbraucher besonders hart – und macht gleichzeitig Täuschungsstrategien lukrativer für Anbieter.

Der Grundpreis als unterschätzter Helfer

Rechtlich sind Händler verpflichtet, einen Grundpreis anzugeben. Bei Tee erfolgt dies üblicherweise pro 100 Gramm. Doch hier offenbart sich das nächste Problem: Diese Angaben finden auf den Preisschildern oft nur schwer Beachtung. Die Zahlen sind kleiner gedruckt, und nicht jeder Käufer hat die Zeit oder Muße, während des Einkaufs komplizierte Preisvergleiche anzustellen.

Zudem arbeiten manche Anbieter mit unterschiedlichen Beutelgewichten. Ein Teebeutel kann 1,5 Gramm enthalten, ein anderer 2 Gramm oder sogar 2,5 Gramm. Selbst wenn man die Beutelanzahl vergleicht, sagt dies noch nichts über die tatsächliche Teemenge aus. Eine Packung mit 20 Beuteln à 2,5 Gramm enthält 50 Gramm Tee, während 25 Beutel à 1,5 Gramm nur 37,5 Gramm ergeben – obwohl die höhere Beutelanzahl nach mehr aussieht.

Die Organisation foodwatch hat aus diesem Grund einen eigenen Preisradar entwickelt und fordert eine staatliche Preisbeobachtungsstelle. Diese Initiative zeigt, dass die bestehenden Transparenzmechanismen offenbar nicht ausreichen, um Verbrauchern einen verlässlichen Überblick zu verschaffen.

Warum gerade Tee im Fokus steht

Schwarztee gehört zu den beliebtesten Heißgetränken und findet sich in nahezu jedem Haushalt. Diese hohe Nachfrage macht das Segment attraktiv für Marketingstrategien. Anders als bei Spezialitätentees haben Verbraucher bei klassischem Schwarztee oft keine starke Präferenz für bestimmte Anbieter und greifen zu dem, was gerade im Angebot ist. Diese Austauschbarkeit lädt dazu ein, mit Mengenangaben zu experimentieren.

Hinzu kommt: Tee wird als Trockenerzeugnis in relativ kleinen Mengen verkauft. Die Gewichtsunterschiede fallen nicht so ins Gewicht wie etwa bei Mehl oder Zucker. Ein Unterschied von 10 oder 15 Gramm wirkt marginal, summiert sich bei der Beutelanzahl jedoch deutlich. Die Großhandelspreise für die Kategorie Kaffee, Tee, Kakao und Gewürze lagen im September 2025 mit 22,2 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert – eine Entwicklung, die den Druck auf Hersteller und Händler erhöht, mit Packungsgrößen zu jonglieren.

Aktionsware unter der Lupe

Besonders problematisch wird es bei Sonderangeboten und Aktionspreisen. Händler reduzieren den Preis einer Packung mit weniger Inhalt auf ein Niveau, das mit dem Normalpreis einer größeren Packung vergleichbar ist. Für den Verbraucher sieht es so aus, als seien beide Produkte gleichwertig im Angebot – schließlich kosten beide dasselbe. Tatsächlich ist das vermeintliche Schnäppchen jedoch teurer pro Tasse Tee.

Diese Strategie funktioniert besonders gut in Kombination mit auffälliger Preiswerbung. Große gelbe oder rote Schilder mit Aufschriften wie „Aktion“ oder „Sonderpreis“ lenken die Aufmerksamkeit auf den absoluten Preis, während der Nettoinhalt zur Nebensache wird. Verbraucherschutzorganisationen dokumentieren regelmäßig, dass Mogelpackungen und Preisänderungen häufig im Zusammenhang mit Aktionsware auftreten.

So schützen Sie sich vor irreführenden Packungsgrößen

Der beste Schutz liegt in bewusstem Einkaufsverhalten. Nehmen Sie sich die Zeit, um die Beutelanzahl auf der Verpackung zu prüfen – diese Information steht üblicherweise gut sichtbar auf der Vorderseite. Auch wenn es mühsam erscheint, ist der Grundpreis pro 100 Gramm die zuverlässigste Vergleichsgröße. Fotografieren Sie im Zweifel die Preisschilder mit dem Smartphone, um in Ruhe vergleichen zu können.

  • Achten Sie auf das Gewicht der einzelnen Beutel – 20 mal 2 Gramm ist etwas anderes als 20 mal 1,75 Gramm
  • Seien Sie misstrauisch bei zu guten Angeboten und prüfen Sie besonders genau den Inhalt

Was sich ändern müsste

Verbraucherschützer fordern seit Jahren klarere Kennzeichnungspflichten. Die Beutelanzahl sollte in deutlich größerer Schrift auf der Vorderseite stehen, nicht versteckt in einer Ecke. Auch einheitlichere Packungsgrößen würden die Vergleichbarkeit erheblich verbessern. Wenn Schwarztee standardmäßig in Packungen zu 20, 25 oder 50 Beuteln verkauft würde, könnten Verbraucher schneller erkennen, welches Angebot tatsächlich günstiger ist.

Bis solche Regelungen kommen, bleibt die Verantwortung beim einzelnen Käufer. Das bedeutet nicht, dass Verbraucher an ihrer Täuschung selbst schuld wären – im Gegenteil. Es zeigt vielmehr, wie dringend notwendig bessere Schutzmaßnahmen sind. Niemand sollte beim alltäglichen Einkauf ein Mathematikstudium benötigen, um herauszufinden, welcher Tee wirklich günstig ist. Wer einmal sensibilisiert ist, entwickelt schnell einen Blick für diese Strategien. Das bewusste Hinschauen wird zur Routine, und plötzlich entlarven sich die vermeintlichen Schnäppchen von selbst. Der Griff zur richtigen Packung wird dann nicht zur Glückssache, sondern zur informierten Entscheidung.

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Jetzt werde ich es tun
Packungsgröße reicht mir

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